Das
Fährboot Stralsund wurde mit der Baunummer 440 bei der F. Schichau
GmbH in Elbing gebaut. Das Königlich-Preußische
Eisenbahnmaschinenamt stellte die Stralsund
am 20. Dezember 1890 als drittes Fährschiff der Trajektanbindung
zwischen Stralsund Hafen und Gralhof bei Altefähr in Dienst. Nachdem
gegen Ende des 19. Jahrhunderts wegen des stark gestiegenen
Güterverkehrs zur Insel Rügen größere Fähren auf dem Strelasund
zum Einsatz kamen, wurde die Stralsund
um 1901 nach Swinemünde verlegt.
Dort
diente sie auf der Verbindung zwischen den Inseln Usedom und Wollin.
Das auch als Eisbrecher nutzbare Schiff wurde in den Wintermonaten
zum Eisfreihalten der Kaiserfahrt und der Swine eingesetzt. Auch zur
Freihaltung des Sassnitzer Fährbeckens kam die Stralsund zum
Einsatz. Als am 20. Februar 1915 das schwedische Eisenbahnfährschiff
Drottning Victoria vor Stubbenkammer auf Grund lief, nahm die
Stralsund an der Rettungsaktion teil und holte die Fahrgäste
an Bord.
Am
1. Oktober 1924 ging das Fährschiff in den Besitz der Deutschen
Reichsbahngesellschaft über und wurde der Reichsbahndirektion
Stettin unterstellt. 1926 erfolgte bei der AG Vulcan
Stettin eine größere Reparatur. Dabei wurde das Schiff um einen
Meter verlängert, um größere Packwaren transportieren zu können.
Von
Herbst 1936 an wurden mit dem Fährschiff Baumaterialien zur
Heeresversuchsanstalt
Peenemünde transportiert. Von Sassnitz aus erfolgten geheime
Transporte von Technik und Anlagen. Auch die Raketenversuchsanlagen
auf der Greifswalder Oie wurden durch die Stralsund
mit Material versorgt. Die Bombardierung Peenemündes in der Nacht
zum 18. August 1943 überstand das Schiff ohne Schäden.
Als
am 28. April 1945 die abrückenden deutschen Truppen die Hubbrücke
Karnin und die sprengten, sollte auch das Fährschiff zerstört
werden. Der Kapitän Rudolf Kleiner und der Obermaschinist Schmidt
verhinderten die Sprengung. Zusammen mit anderen
Hilfsschiffseinheiten suchten sie Zuflucht in der Zicker See bei der
rügischen Halbinsel Mönchgut.
Im
Auftrag der SMAD erfolgten von 1945 bis 1949 Transportfahrten mit
Teilen der Heeresversuchsanstalt nach Stettin beziehungsweise
Swinemünde. Bei der Greifswalder Oie wurde nach versunkenen
Testraketen gesucht. Mit der Grenzziehung westlich von Swinemünde
auf der Potsdamer Konferenz verlor die Insel Usedom ihre letzte
Eisenbahnverbindung zum Festland. Sowjetische Pioniertruppen
errichteten daher im Wolgaster Hafen und auf der Insel Usedom
Fähranleger. Nachdem Kapitän Kleiner mit der Stralsund
bisher häufig Swinemünde, Stralsund und Greifswald angesteuert
hatte, kam die Fähre ab Sommer 1946 auch wieder zur Personen- und
Güterbeförderung von Wolgast zur Insel Usedom zum Einsatz. Im
September 1949 erfolgten die letzten Fahrten der Fähre nach Stettin
und Swinemünde, dann wurde sie an die Deutsche Reichsbahn übergeben.
Bis
1990 wurde das Fährschiff nur noch auf der Verbindung Wolgast Hafen
- Wolgaster Fähre eingesetzt. Als der Zustand der Dampfmaschinen
sich trotz Wartungsarbeiten auf der Wolgaster Peenewerft in den
1980er Jahren soweit verschlechterte, dass einer weiterer Betrieb als
zu großes Risiko eingeschätzt wurde, wurden die Dampfmaschinen 1986
zur Reparatur nach Laubegast gebracht. Die Fähre wurde zum
technischen Denkmal erklärt. Der Fährbetrieb wurde aber
fortgesetzt, indem der Schlepper Rassow die Stralsund
über die Peene bugsierte.
Nachdem
am 26. Oktober 1990 das hundertjährige Dienstjubiläum des
Eisenbahndampffährschiffes Stralsund gefeiert werden konnte,
erfolgte am 13. Dezember 1990 die letzte Dienstfahrt. Die Reichsbahn
war nicht bereit, weitere Reparaturen durchführen zu lassen. Die
noch nicht reparierten Dampfmaschinen wurden aus Laubegast
zurückgeholt. Die Stralsund wurde am 31. Dezember 1991
offiziell außer Dienst gestellt.
1992
wurde die Stadt Wolgast Eigentümer des Fährschiffes. Unter Aufsicht
der Denkmalschutzbehörde wurden im Frühjahr 1993 durch regionale
Fachfirmen und ABM Reparaturarbeiten durchgeführt. Die Umrüstung
des Zugbestandes auf der Insel Usedom machte in den Jahren 1993 bis
1995 nochmals eine Reaktivierung als Eisenbahnfähre (Trajekt)
erforderlich.
Seit
Juni 1997 hat die Stralsund ihren letzten Liegeplatz im
Wolgaster Museumshafen und kann dort besichtigt werden.
Typisch
für eine Einendfähre erfolgten die Be- und Entladung über den Bug
des Schiffes. Die Fähre ist, seit der Verlängerung um einen Meter,
37,46 Meter lang und 9,80 Meter breit. Der Tiefgang beträgt
unbeladen 1,23 Meter und beladen 1,88 Meter. Die Wasserverdrängung
beträgt entsprechend 192,5 Tonnen unbeladen und 337,4 Tonnen
beladen. Mit den beiden zweistufigen
Expansionskolben-Dampfmaschinen,
die jeweils maximal 112,5 Pferdestärken
(83 Kilowatt)
lieferten, erreichte sie eine Geschwindigkeit von acht Knoten.
Das 32 Meter lange Gleis bot Platz für drei Personenwagen oder bis
zu vier Güterwagen. Bei der Personenbeförderung konnte sie bis zu
300 Fahrgäste aufnehmen.
Datum
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Einsatzgebiet
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1890
- 1901
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Stralsund
- Altefähr/Rügen
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1901
- 1936
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Swinemünde
- Wollin
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1926
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Umbau bei der AG Vulcan Stettin - Verlängerung um 1 m
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1936
- 1949
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diverse
Transportaufgaben (Sassnitz, Peenemünde)
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1949
- 1986
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Wolgast
- Usedom (Peenestrom)
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1986
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Ausbau
der Dampfmaschine
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1986
- 1990
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Wolgast
- Usedom durch Schlepperbugsierung!
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1991
- 1992
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aufgelegt
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ab
1992
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Museumsschiff
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1993
- 1995
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Trajektaufgaben
Wolgast - Usedom für die Eisenbahn
auf Usedom im Zuge der Erneuerung des Wagenparks auf der Insel
Usedom (Projekt Usedom - Vorläufer der Usedomer Bäderbahn UBB)
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ab
1997
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Museumshafen
Wolgast
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(Quelle:
Wikipedia.de)
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